
Gemälde: Taufe Christi, Miniatur aus dem Hitda-Evangeliar, um 1020
Der Jordan (sinngemäß „der herabsteigende Fluss“) ist ein Fluss im Nahen Osten.
Seit der israelitischen Landnahme bildert der Jordan die Grenze Israels zu den „Völkern“. Sein Überschreiten als Verlassen des Landes der Verheißung wird daher häufig als Allegorie für das Sterben verwendet, so auch in der deutschen Redensart „über den Jordan gehen“.
Der Jordan ist die wichtigste Süßwasserquelle sowohl für Israel als auch für Jordanien. So werden von 1200 Mill. m3 Wasser, die der Jordan im Jahr führt, von Israel allein aus dem See Genezareth 500 Mill. m3 entnommen. Dieses Wasser dient vor allem zur Bewässerung der Landwirtschaft in der Negev-Wüste und zur Versorgung der Städte mit Trinkwasser. Durch die ständige Wasserentnahme verkommt der Jordan im Verlauf zum Rinnsaal aus Abwässern. Jährlich fließen nur noch kümmerliche 200 Mill. m3 Wasser in das Tote Meer, was das dramatische Sinken dessen Meeresspiegels zur Folge hat.
Im Judentum hat der Jordan Bedeutung als der Fluss, den das Volk Israel bei der Landnahme Kanaans nach der Wanderung durch die Wüste unter der Führung Josuas überschritt (Jos 3 EU).
Bedeutsam ist der Jordan für Christen. In der Gegend um Jericho wird die Stelle lokalisiert, an der sich nach neutestamentlicher Überlieferung Jesus von Johannes dem Täufer taufen ließ. Noch heute lassen sich viele Christen im Jordan taufen, vor allem in Jardenit, einer Taufstelle am Südende des See Genezareth.

